Pfeiferauchen wie die Opas

Immer wieder höre ich, Pfeiferauchen wäre irgendwas meditatives, entspannendes, etwas, das man zelebriert und so. Das mag auch so sein, aber wenn ich dann jüngere oder besser „frischere“ Pfeifenraucher höre, die das Bild des gepflegten (britischen) Gentleman zeichnen, der sich in feinen Tweed gekleidet in einer noblen Location ein edles, wunderschönes und vor allem so gut wie neuwertiges Pfeifchen voll Gold Block gönnt, dann frage ich mich immer, wo die Leute das eigentlich her haben.

Ich mutmaße, auf ihrer Suche nach Videos zum Thema Pfeiferauchen stoßen sie auf alte Werbespots, die ein solches Bild zeichnen wollten. Und es ist ja auch durchaus ansehnlich, geistig und körperlich gesunde, gepflegte Menschen zu sehen, die ihrem Hobby nachgehen.

Aber die Realität sieht doch meistens vollkommen anders aus. Und das Gute ist, dass es noch Pfeifenraucher vom alten Schlag unter uns gibt. Diese Leute, die einen St. Bruno frisch aus dem Pouch rauchen, ohne ihn vorher stundenlang trocknen zu lassen. Die Leute, deren uralte Pfeife so mit Cake zugemockt ist, dass die ursprünglich riesige Kopfbohrung nur noch für winzige Füllungen reicht. Die Leute, die zwar schon mal Pfeifenreiniger in natura gesehen haben, jedoch keinerlei Grund dafür sehen, sie nach jedem Rauchvorgang auch zu benutzen. Die Leute, die Ihre Pfeife ins Pouch legen, mit einem Finger Tabak einfüllen, rauchen und wenn die Pfeife leer ist, einfach wieder neuen Tabak einfüllen und weiter rauchen anstelle erstmal 24 Stunden zu warten, bis die Pfeife wieder trocken ist. Die Leute, die… es gibt schlichtweg unzählige Geschichten.

Aber was lernen wir daraus?

Pfeiferauchen ist eine althergebrachte Art des Tabakkonsums, mehr nicht. Was man daraus nun für sich selbst macht, bleibt einem selbst überlassen. Aber wenn man nicht von sich aus schon einen Stil pflegt, der dem von der alten Werbung und unseren Traumvorstellungen geprägten Bild des feinen Herren entspricht, dann sollte man, nach meinem Dafürhalten, auch nicht krampfhaft versuchen, so einen Mensch darzustellen. Ich sage bewusst „darzustellen“, denn ein solcher Mensch zu werden oder gar zu sein, das bedeutet, dass man seine vielleicht lieb gewonnenen Gewohnheiten wie Jeans, T-Shirt und Basecap ganz gepflegt in die Tonne hauen kann.

Ich blicke durch die weltweite Community und entdecke eine wunderbare Vielfalt in allen Bereichen. Das darf auch gerne so bleiben.